KERSTIN KRAUS

Gisèle Vienne

29. Juli bis 5. Oktober 2025, Dienstag–Sonntag, 10–17 Uhr, Donnerstag, 10–19 Uhr

In der filmischen Arbeit „Kerstin Kraus“ (2024) von Gisèle Vienne geht es um Kerstin, gespielt von Schauspielerin und Puppenspielerin Kerstin Daley-Baradel, und die Bauchrednerpuppe Frankie. Zwei Figuren, die aber eine Frau darstellen – ihr Name: Kerstin Kraus. Im Verlauf des Films wird deutlich, dass Kerstin und Frankie in einer geschwisterähnlichen Beziehung zueinanderstehen: Frankie spiegelt dabei ein erweitertes Dasein von Kerstin. Klar wird auch: Kerstin ist die Tochter eines berühmten Bauchredners, der mit Frankie um die Welt reiste. Kerstin selbst bastelte als Kind heimlich Puppen aus Papier – der Vater verbot ihr echte Puppen: Sie seien toten Körpern zu ähnlich. Kerstins komplizierte Kindheit ist offenbar für ihre heutige Dissoziation, das gespaltene Bewusstsein verantwortlich, in dem sie eingesperrt und einsam erscheint. Begleitet von atmosphärischer Musik, transportiert der gesamte Film ein Gefühl von Unheimlichkeit. Es geht um Fragen des Daseins und des Todes und um das komplexe Porträt einer Frau, in dem die Vielschichtigkeit der menschlichen Psyche Ausdruck findet.
2024, 11:37 min
Gisèle Vienne (geb. 1976 in Charleville-Mézières) ist eine französisch-österreichische Choreografin, Künstlerin und Theater- und Filmregisseurin. Viennes Inszenierungen greifen Elemente aus Tanz und Puppenspiel auf und thematisieren menschliche Traumata und gesellschaftliche Tabuthemen. Seit 2003 erschafft sie ein „Ensemble“ von mittlerweile mehr als 100 lebensgroßen Puppen. Die Figuren sind für Vienne ein Zeichen der Dissoziation, der Abspaltung von Schmerz aus dem eigenen Körper in etwas Anderes, das Distanz von traumatischen Erlebnissen schafft.