Der Schau_Raum im Freiburger Museum für Neue Kunst ist ein vielseitiger Ort, der als kleiner Kinosaal für die Präsentation von Videokunst und weiteren filmischen Formaten dient. Diese Werke stehen oft in engem Zusammenhang mit der aktuellen Ausstellung und/oder reflektieren das Zeitgeschehen. Darüber hinaus wird der Raum für Performances, Lesungen und Gespräche genutzt. Er bietet den Besuchenden die Möglichkeit, Kunst in einer interaktiven und dynamischen Umgebung zu erleben und zu diskutieren.

Aktuell zu sehen

Transitorte

ab 7. Oktober 2025, Dienstag–Sonntag, 10–17 Uhr, Donnerstag, 10–19 Uhr

Justus Siebrecht: Porträt eines Bahnhofs

Dieses Korpus von drei Kurzfilmen konzentriert sich auf Transitorte, jene Räume, die Reisende durchqueren müssen, um sich fortzubewegen: ein Bahnhof, ein Flughafen, ein Busbahnhof.
In solchen oft kalten und anonymen Orten können unterschiedlichste Gefühle von Einsamkeit und Trennung erlebt werden. Doch diese Orte des Ankommens und Durchreisens besitzen eine eigene Seele; sie sind Zeugen von Tausenden Geschichten und Schicksalen, die nicht selten von Migrationspolitik und sozialer Ungleichheit geprägt sind.
Sie bilden eine Art Bühne, auf der sich viele Leben kreuzen, ohne dass ein Wort gewechselt wird – und auf der die Rollen klar nach einer sozialen Hierarchie verteilt sind.
Diese Transiträume funktionieren wie ein „geschlossener Kosmos“ (Justus Siebrecht, Porträt eines Bahnhofs), in dem die Regeln klar definiert sind und man den „Puls der Welt fühlen“ kann (Camille Briffod, Passagères).
Wie erlebt man einen solchen Ort? Möchte man dort Zeit verbringen? Was kostet es uns, unser Zuhause zu verlassen?
Das Korpus zeigt, wie unterschiedlich das Reisen und Unterwegssein von Menschen wahrgenommen und erlebt wird. Für manche ist es alltäglich und selbstverständlich. Für andere ist das Reisen fast unmöglich und mit enormem Aufwand verbunden.
Verwurzelung und Entwurzelung, Begegnungen und Nicht-Begegnungen, Trennung, Bewegungsfreiheit und im Gegensatz dazu Einschränkung und Isolation werden hier sichtbar gemacht.
Was bedeutet es, zu reisen? Welche Gefühle und Realitäten sind damit verbunden?
In einer Zeit, in der es fast selbstverständlich ist, Bus, Zug oder Flugzeug zu nehmen, verleiht Transitorte jenen Orten eine neue Identität, die man oft nicht mehr wahrnimmt – Orte des Wartens, des Konsums, der Langeweile und des Dazwischen, an denen man eigentlich gar nicht sein möchte.
 
Justus Siebrecht, Porträt eines Bahnhofs, 2024
Justus Siebrecht studiert an der Universität der Künste Berlin. Sein erster Film Porträt eines Bahnhofs wurde auf zahlreichen Festivals gezeigt (PrevYou Kurzfiilm Festival, Festival Detmold, MOV, Monstrale Festival, parkflimmern).

Camille Briffod, Passagères, 2024
Camille Briffod ist Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin. Sie arbeitet in der Schweiz und in Frankreich. Passagères wurde im Rahmen des 39. Internationalen Filmfestivals Freiburg in der Schweiz in Freiburg gezeigt.

Kim Allamand, Terminal, 2019
Kim Allamand ist Drehbuchautor und Regisseur in Zürich und kollaboriert mit dem Sabotage Kollektiv. Sein Film Terminal wurde beim Festival von Locarno mit dem Best Swiss Newcomer Award und dem Youth Jury Award ausgezeichnet und erhielt Preise beim Zinebi Festival Bilbao, Dokufest Prizren und den Winterthurer Kurzfilmtagen.

Archiv

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29. Juli bis 5. Oktober 2025, Dienstag–Sonntag, 10–17 Uhr, Donnerstag, 10–19 Uhr

KERSTIN KRAUS

Gisèle Vienne

In der filmischen Arbeit „Kerstin Kraus“ (2024) von Gisèle Vienne geht es um Kerstin, gespielt von Schauspielerin und Puppenspielerin Kerstin Daley-Baradel, und die Bauchrednerpuppe Frankie. Zwei Figuren, die aber eine Frau darstellen – ihr Name: Kerstin Kraus. Im Verlauf des Films wird deutlich, dass Kerstin und Frankie in einer geschwisterähnlichen Beziehung zueinanderstehen: Frankie spiegelt dabei ein erweitertes Dasein von Kerstin. Klar wird auch: Kerstin ist die Tochter eines berühmten Bauchredners, der mit Frankie um die Welt reiste. Kerstin selbst bastelte als Kind heimlich Puppen aus Papier – der Vater verbot ihr echte Puppen: Sie seien toten Körpern zu ähnlich. Kerstins komplizierte Kindheit ist offenbar für ihre heutige Dissoziation, das gespaltene Bewusstsein verantwortlich, in dem sie eingesperrt und einsam erscheint. Begleitet von atmosphärischer Musik, transportiert der gesamte Film ein Gefühl von Unheimlichkeit. Es geht um Fragen des Daseins und des Todes und um das komplexe Porträt einer Frau, in dem die Vielschichtigkeit der menschlichen Psyche Ausdruck findet.
2024, 11:37 min
Gisèle Vienne (geb. 1976 in Charleville-Mézières) ist eine französisch-österreichische Choreografin, Künstlerin und Theater- und Filmregisseurin. Viennes Inszenierungen greifen Elemente aus Tanz und Puppenspiel auf und thematisieren menschliche Traumata und gesellschaftliche Tabuthemen. Seit 2003 erschafft sie ein „Ensemble“ von mittlerweile mehr als 100 lebensgroßen Puppen. Die Figuren sind für Vienne ein Zeichen der Dissoziation, der Abspaltung von Schmerz aus dem eigenen Körper in etwas Anderes, das Distanz von traumatischen Erlebnissen schafft.

29. Juli bis 5. Oktober 2025, Dienstag–Sonntag, 10–17 Uhr, Donnerstag, 10–19 Uhr

MATHILDE, MATHILDE

Mathilde ter Heijne

Im zweiten Filmprogramm zur Ausstellung „Marta! Puppen, Pop & Poesie“ werden Filme der Künstlerinnen Mathilde ter Heijne und Gisèle Vienne gezeigt.
Mathilde ter Heijne beschäftigte sich in einer Reihe von Videoarbeiten mit politischer, struktureller und körperlicher Gewalt in Verbindung mit Machtverhältnissen in der Gesellschaft. Mit lebensgroßen Dummys stellte sie dafür Opfersituationen und Gewaltszenen nach. Im Video „Mathilde, Mathilde“ (2000) montiert sie Soundspuren aus Filmen von François Truffaut, Jean-Claude Brisseau und Patrice Leconte, in denen es jeweils um Frauenfiguren namens Mathilde geht und deren Geschichten von unglücklicher Liebe und Selbstmord erzählen. Es entsteht das Gefühl, dass die verschiedenen Schicksale auf einer gemeinsamen Narration basieren, die dem Körper der Künstlerin Mathilde ter Heijne zugeschrieben werden kann. In der zentralen Szene des Videos wirft sie eine Puppe ihrer selbst von einer Brücke, um die filmische Illusion zu brechen und das Thema Abhängigkeit zu hinterfragen.
2000, 4:26 min
Mathilde ter Heijne (geb. 1969 in Straßburg) ist eine niederländische Video-, Konzept- und Installationskünstlerin. Seit 2018 ist sie Professorin für Performance und Zeitbezogene Medien an der Universität der Künste in Berlin. In ihren Projekten untersucht sie Identitäts- und Geschlechterverhältnisse von heutigen und vergangenen Gesellschaften, die sich vom patriarchalen System unterscheiden. In ihren Installationen, Performances, Filmen und Videos gibt sie vergessenen oder ignorierten Stimmen neuen Kontext und Präsenz.

In der filmischen Arbeit „Kerstin Kraus“ (2024) von Gisèle Vienne geht es um Kerstin, gespielt von Schauspielerin und Puppenspielerin Kerstin Daley-Baradel, und die Bauchrednerpuppe Frankie. Zwei Figuren, die aber eine Frau darstellen – ihr Name: Kerstin Kraus. Im Verlauf des Films wird deutlich, dass Kerstin und Frankie in einer geschwisterähnlichen Beziehung zueinanderstehen: Frankie spiegelt dabei ein erweitertes Dasein von Kerstin. Klar wird auch: Kerstin ist die Tochter eines berühmten Bauchredners, der mit Frankie um die Welt reiste. Kerstin selbst bastelte als Kind heimlich Puppen aus Papier – der Vater verbot ihr echte Puppen: Sie seien toten Körpern zu ähnlich. Kerstins komplizierte Kindheit ist offenbar für ihre heutige Dissoziation, das gespaltene Bewusstsein verantwortlich, in dem sie eingesperrt und einsam erscheint. Begleitet von atmosphärischer Musik, transportiert der gesamte Film ein Gefühl von Unheimlichkeit. Es geht um Fragen des Daseins und des Todes und um das komplexe Porträt einer Frau, in dem die Vielschichtigkeit der menschlichen Psyche Ausdruck findet.
2024, 11:37 min
Gisèle Vienne (geb. 1976 in Charleville-Mézières) ist eine französisch-österreichische Choreografin, Künstlerin und Theater- und Filmregisseurin. Viennes Inszenierungen greifen Elemente aus Tanz und Puppenspiel auf und thematisieren menschliche Traumata und gesellschaftliche Tabuthemen. Seit 2003 erschafft sie ein „Ensemble“ von mittlerweile mehr als 100 lebensgroßen Puppen. Die Figuren sind für Vienne ein Zeichen der Dissoziation, der Abspaltung von Schmerz aus dem eigenen Körper in etwas Anderes, das Distanz von traumatischen Erlebnissen schafft.

18. Februar – 3. September 2025, Dienstag–Sonntag, 10–17 Uhr, Donnerstag, 10–19 Uhr

„Michel Nedjar“ et „Ombres-Ailes“

Teo Hernández und Michel Nedjar

Parallel zur Ausstellung „Marta! Puppen, Pop & Poesie“ zeigen wir Filme rund um den französischen Outsider-Künstler Michel Nedjar (*1947), der Anfang der 1980er Jahre mit Kuhn-Weber befreundet war.
Nedjar, gelernter Schneider mit jüdisch-algerischen Wurzeln, bildete ab 1967 ein Paar mit dem mexikanischen Filmemacher Teo Hernández (1939–1992). Auf gemeinsamen Reisen durch Lateinamerika entdeckte Nedjar seine Faszination für Puppen. Ab 1976 fertigte er seine ersten Puppen an – fetischhafte Figuren aus Lumpen und Abfall, die in Schlamm und Blut getränkt wurden.
Im lautlosen Super-8-Porträt von Hernández sieht man Michel Nedjar während des Schaffensprozesses dieser ersten Objekte.
„Ombres-ailes“ verbindet pulsierende Eindrücke von Farbe, Licht und Ton. Die flackernden Fotos des Künstlerfreundes Pascal Martin mit seiner Haschischpfeife erinnern an den französischen Dichter Charles Baudelaire (1821–1867), Inbegriff des spleenischen und opiumsüchtigen Montmartre-Dandys.

Biennale für Freiburg 3HAPPY PLACE5. Juni bis 27. Juli 2025

„Prora. A complex destination“

IRENE DE ANDRÉS

„Prora. A complex destination“ ist ein Dokumentarfilm, der die Geschichte und Entwicklung eines der monumentalsten und zugleich umstrittensten Ferienkomplexe Europas untersucht. Auf der Insel Rügen in der Ostsee vor der nordöstlichen Küste Deutschlands gelegen, wurde Prora vom NS-Regime als gigantisches Seebad konzipiert. Der sogenannte „Koloss von Prora“ erstreckt sich über beeindruckende 4,7 Kilometer entlang der Küste und war darauf ausgelegt, 20.000 Gäste gleichzeitig unterzubringen. Die Zimmer waren alle mit Meerblick ausgestattet und es gab Gemeinschaftsverpflegung sowie Freizeiteinrichtungen. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde der Bau des Hotels abrupt gestoppt – nur ein Jahr vor der geplanten Eröffnung.
Nach dem Krieg diente der Komplex verschiedenen Zwecken: Er wurde als Militärkaserne für die Streitkräfte der DDR, als Jugendherberge und als Lagerraum genutzt. Seine ursprüngliche Funktion erfüllte er jedoch nie. In jüngerer Zeit erfolgten umfangreiche Restaurierungs- und Umbaumaßnahmen an der Anlage. Private Investor*innen begannen mit der Restaurierung und Umnutzung der monumentalen Gebäude, die nun als moderne Luxuswohnungen, Hotels und kulturelle Einrichtungen dienen. Die Anlage, die einst als Instrument staatlicher ideologischer Kontrolle zur disziplinierten Freizeitgestaltung treuer Bürger*innen des NS-Regimes gedacht war, richtet sich nun an ein weltweites Publikum aus Urlaubsgäst*innen und Investor*innen – unabhängig von ideologischer Zugehörigkeit und unter Ausblendung des politischen Erbes, allein verbunden durch das nötige Kapital für den Blick aufs Meer.
Irene de Andrés (sie/ihr) beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit dem Bedeutungswandel von Erholung und Freizeit innerhalb der Arbeiter*innenklasse. Im 18. Jahrhundert wurde das Meer als Urlaubsziel zunehmend attraktiv, und der moderne Tourismus begann sich in einem Kontext zu entwickeln, in dem einige Regierungen erstmals bezahlten Urlaub für Arbeiter*innen einführten. Als Reaktion auf diesen Wandel entstanden spezifische Architekturen und Infrastrukturen wie Badeanstalten und Kreuzfahrtschiffe, die in der künstlerischen Praxis von de Andrés eine zentrale Rolle einnehmen. Diese Orte bilden die Kulisse für ihre Filme, Skulpturen und Grafiken, in denen Reisen durch die Zeit und über verschiedene Gewässer unternommen werden. Dabei verknüpft die Künstlerin historische Ereignisse miteinander und regt uns dazu an, über Tourismus als Konsummodell, das Konzept des Reisens und unser Verhältnis zu dem, was wir Landschaft nennen, nachzudenken.
Irene de Andrés lebt und arbeitet in Madrid.

Kamera, Musik und Sounddesign: Javi Álvarez
„Prora. A complex destination“, 2021, 63:00 min

10. September 2024 – 16. Februar 2025

absolut experimentell!

Hans Richter und Walter Ruttmann

Die 1920er Jahre waren nicht nur in der Bildenden Kunst eine Zeit des Aufbruchs und der Avantgarden, auch im Bereich des Films wurde nach neuen Ausdrucksformen gesucht.
In den Lichtspielhäusern liefen bis heute bekannte Stummfilme wie Das Cabinet des Dr. Caligari (Robert Wiene, 1920), Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (Friedrich Wilhelm Murnau, 1922) oder Dr. Mabuse, der Spieler (Fritz Lang, 1922). Sie boten Unterhaltung und ermöglichten eine Auszeit vom Alltag.
Gleichzeitig entwickelten verschiedene Künstler_innen Ideen, um sich von den bisherigen Erzählstrukturen des Handlungsfilms zu lösen und neue Formen auszuprobieren. Der Schau_Raum widmet sich diesen künstlerischen Experimenten mit Werken von Hans Richter und Walter Ruttmann.

Hans Richter
Vormittagsspuk, 1928, 9 min
 
Walter Ruttmann
Lichtspiel Opus I, 1921, 13 min

Kuratiert von Anja Busam

27. Februar – 8. September 2024

Lost and Found

Schau_Raum, Museum für Neue Kunst

Susan Hiller
Teil der Sonderausstellung „anders hören“

28. September 2023 – 14. Februar 2024

GESICHTER

Schau_Raum, Museum für Neue Kunst

Hannah Wilke | Lenora de Barros | Johanna Reich

1. August – 27. September 2023

The Shipwrecked Triptych

Schau_Raum, Museum für Neue Kunst

Deniz Eroglu

16. Juni – 30. Juli 2023

BIENNALE FÜR FREIBURG 2 – „Das Lied der Straße“

Schau_Raum, Museum für Neue Kunst

Dara Birnbaum | Halil Altındere | Ayo Akingbade | Samar Al Summary | Alia Farid

Kuratiert von Paula Kommoss

6. April – 15. Juni 2023

(In)Visibilities

Schau_Raum, Museum für Neue Kunst

Tarlan Lotfizadeh | Anahita Razmi | Maryam Tafakory

Kuratiert von Katharina Ehrl

28. Oktober 2022 – 19. Februar 2023

Deep Gold

Schau_Raum, Museum für Neue Kunst

Julian Rosefeldt

5. Oktober 2021 – 24. März 2022

TOUCH TOUCH TOUCH

Schau_Raum, Museum für Neue Kunst

Caitlin Craggs | Barbara Hammer | Tobias Zielony

6. Mai – 9. September 2021

Anzeichen. Über suchende und widerständige Gesten

Schau_Raum, Museum für Neue Kunst

Block I

6. Mai – 16. Juni 2021

Loretta Fahrenholz | Madeline Hollander