Kampfläufer, Philomachus pugnax, Sammlung Karl-Wilhelm Donsbach, Foto: Axel Killian

Projekte Naturkunde

Projekte Naturkunde

Bearbeitung der Nasspräparate-Sammlung

Die Nasspräparate-Sammlung im Museum Natur und Mensch umfasst historische und jüngere Objekte, regionaler und internationaler Herkunft. Klassisch wurden und werden diese Objekte in einer Formalin- oder Alkohollösung konserviert. Dies ermöglicht vielfältige Untersuchungsmöglichkeiten. Allerdings gehören diese Flüssigkeiten zu den Gefahrstoffen, weshalb die Arbeit mit den Lösungen und Objekten, ihr Transport, die Lagerung sowie die Präsentation in Ausstellungen besonderen brand- und arbeitsschutzrechtlichen Ansprüchen genügen muss. Um die Handhabung und Nutzung zu vereinfachen, werden die Objekte seit 2023 durch einen externen Spezialisten nach und nach in eine nicht brennbare und ungiftige Glyzerinlösung überführt. Wenn nötig, werden die Objekte dabei neu montiert oder ausgerichtet, historische Gefäße soweit wie möglich wiederverwendet, teilweise ergänzt und neu verschlossen. Der Effekt ist spektakulär: Die Objekte erstrahlen in neuem Glanz und können nach der Überführung völlig unproblematisch im Zentralen Kunstdepot bewahrt oder in Ausstellungen gezeigt werden.

Digitalisierung der Sammlung Donsbach

2016 wurde die zoologische Sammlung des Museums um eine bedeutende Schenkung erweitert: die Sammlung Donsbach. Diese sehr gut gepflegte Privatsammlung umfasst ca. 600 Präparate: knapp 500 Vögel, 47 Kleinsäuger, 23 Reptilien- und Amphibienmodelle sowie 50 Insektenkästen mit Schmetterlingen und Käfern. Obwohl diese Sammlung aufgrund unvollständiger Dokumentation nicht für wissenschaftliche Forschungen geeignet ist, dient sie jedoch als Referenz für Bestimmungen und Präsentation in Naturkunde-Ausstellungen. So können z. B. Tierarten gezeigt werden, die in den Biotopen Südbadens inzwischen sehr selten geworden sind. Sie unterstützen damit den Erwerb vielseitiger Kompetenzen in der museumspädagogischen Vermittlungsarbeit, wie taxonomische Bestimmungsübungen und morphologische Vergleiche.

Digitalisierung der Blattfossilien-Sammlung

In der Fossilien-Sammlung des Museums Natur und Mensch befinden sich 161 Objekte aus Grabungen des Museums in der Bohlinger Schlucht, Schiener Berg im Hegau, Baden-Württemberg. Insgesamt wurden von 1991 bis 1993 sieben Grabungen durchgeführt. Die Fossilien sind etwa 13 Millionen Jahre alt und stammen aus dem mittleren Miozän, Obere Süßwassermolasse. Diese regional bedeutende Sammlung wurde 2022 aufgearbeitet, konservatorisch begutachtet und digitalisiert. Alle Objekte sind in unterschiedlichem Umfang von einer Pyrit-Markasit-Verwitterung betroffen, einem weitverbreiteten Problem in paläontologischen Sammlungen. Eisensulfate, die Oxidationsprodukte dieser Verwitterung, greifen weitere Minerale im Gestein an. Dieses wird also sowohl chemisch und durch die daraus resultierende Volumenänderung mechanisch beansprucht und kann zu Rissen und Zerstörung der inkohlten Blattreste führen. Durch eine stabile, trockene Lagerung können diese Prozesse stark verzögert oder sogar stabilisiert werden. Die Bedingungen im Zentralen Kunstdepot sind hierfür ideal. Zusätzlich wurden alle Objekte in speziellen Taschen vakuumiert verpackt. Diese Taschen sind einseitig durchsichtig. So sind jederzeit eine Zustandsprüfung und Zugänglichkeit gewährleistet.

Bootsmodell | walap, vor 1900, Sammlung Brandeis, Foto: Axel Killian

Projekte Ethnologische Sammlung

Projekte Ethnologische Sammlung

Provenienzforschung zur S.M.S. Cormoran

Die Ethnologische Sammlung verwahrt fast 3.000 Objekte aus Ozeanien. Mehr als 1.200 Ethnographika aus dieser Sammlung sind im Zeitraum der deutschen Kolonialherrschaft ans Haus gekommen.
 
Bereits 2017/2018 veröffentlichte ein kommunal gefördertes Digitalisierungsprojekt der Ozeanien-Sammlung einen Großteil der Objekte in der Online-Sammlung der Städtischen Museen Freiburg. Diese Vorarbeiten bilden den Ausgangspunkt eines Projektes, das durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste finanziell gefördert wird. Es besteht aus zwei Teilbereichen. Der erste befasst sich mit den Sammlern Paul Werber und Walter Brandt, die als Besatzungsmitglieder der S.M.S. Cormoran ethnographische Objekte sammelten. Der zweite Teilbereich leistet Grundlagen- und Kontextforschung zu den Reisen der S.M.S. Cormoran, deren Beteiligung an sogenannten ‚Strafexpeditionen‘ und anderen militärischen Aktionen sowie zur Sammlungstätigkeit ihrer Besatzungsmitglieder.
 
Ziel des Projekts ist es, die Erwerbsumstände, Herkunft und Bedeutung der von Werber und Brandt gesammelten Objekte und ihren historischen Zusammenhang mit den ‚Strafexpeditionen‘ der S.M.S. Cormoran gemeinsam mit Partner*innen aus den Herkunftsgesellschaften zu rekonstruieren. Zusätzlich sollen ethnographische Bestände aus Ozeanien in anderen Sammlungen und Museen in Deutschland, die in Beziehung stehen zu militärischen Aktionen der S.M.S. Cormoran, identifiziert und den Nachkommen der Herkunftsgesellschaften kommuniziert werden.

Kolonialzeitliche Objekte aus Kamerun

Mittel des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg sowie der Stadt Freiburg im Breisgau erlaubten 2022 die Bearbeitung eines Konvoluts aus Kamerun, das aus kolonialen Kontexten stammt.
 
Während der Digitalisierung der Afrikasammlung, die zuvor durchgeführt wurde, gerieten die Bestände aus dem heutigen Kamerun als besonders dringlich in den Blick. Die Bearbeitung umfasste die Sichtung der Sammlung, die wissenschaftliche Recherche zu den Sammler*innen und ihren kolonialen Verflechtungen. Des Weiteren wurden die Sammlungsakten, die heute im Stadtarchiv Freiburg verwahrt sind, ausgewertet und Marine-Akten in der Abteilung Militärarchiv des Bundesarchivs Freiburg gesichtet. Ein besonderer Fokus lag auf der Vernetzung mit anderen deutschen Museen und deren Bestände aus Kamerun. Das Erstellen professioneller Fotos und die Aufbereitung der Datensätze zu den Objekten im Datenbanksystem „imdas pro“ bildeten die Grundlage für die Präsentation in der Online-Sammlung der Städtischen Museen Freiburg.

Ozeanien-Sammlung: Eugen und Antonie Brandeis

Ein großer Teil der Objekte aus Ozeanien, die im Zeitraum der deutschen Kolonialherrschaft ans Museum kamen, stammt aus der Sammlung Brandeis. Ihrer Erforschung widmete sich zwischen 2020 und 2022 ein vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördertes Projekt.
 
Die Sammlung Brandeis besteht aus über 300 Objekten, die der ehemalige kaiserliche Landeshauptmann Eugen Brandeis und seine Ehefrau Antonie vor allem auf den Marshallinseln und Nauru sammelten und 1900/01 dem damaligen Museum für Natur- und Völkerkunde vermachten. Ebenfalls zugehörig ist ein Satz von 18 Fotografien, die Antonie Brandeis zwischen 1898 und 1900 auf den Marshallinseln zur Dokumentation ihrer Sammlung gemacht hat.
 
Ziel des Forschungsprojekts war zum einen, diesen Bestand ethnohistorisch zu untersuchen – nach Möglichkeit in Kooperation mit Partner*innen aus den Urhebergesellschaften. Zum anderen ging es darum, die Biografien und Sammlungstätigkeiten von Eugen und Antonie Brandeis aufzuarbeiten. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf Antonie, die den Großteil der Sammlung verantwortet hat, jedoch weitgehend im Schatten ihres einflussreichen Mannes blieb.
 
Das Projekt leistete einen Beitrag zur Aufarbeitung des Kultur- und Sammlungsgutes aus kolonialen Kontexten im deutschsprachigen Raum sowie zum Wirken zentraler Persönlichkeiten der deutschen Kolonialgeschichte.
 
Der Abschlussbericht ist auf Nachfrage erhältlich.
Weitere Infomrationen zum Projekt erhalten Sie in der Online-Sammlung.

Digitalisierung Afrikasammlung

Im Jahr 2021 förderte das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg die Digitalisierung der Afrika-Sammlung. Neben Sachmitteln zur digitalen Erfassung der Objekte übernahm das Ministerium auch die Mitfinanzierung einer Arbeitsstelle. Diese Förderung ermöglichte die Digitalisierung eines Viertels der Afrikasammlung und die Publikation in der Online-Sammlung der Städtischen Museen Freiburg.

Digitalisierung Ozeaniensammlung

Mit Sondermitteln der Stadt Freiburg konnte 2017 und 2018 die Ozeaniensammlung digitalisiert werden. Ein Großteil der Sammlung kann in der Online-Sammlung der Städtischen Museen Freiburg eingesehen werden.

Projekt Stiftertafel

Im Eingangsbereich des Museums Natur und Mensch befindet sich eine Stiftertafel aus den Gründungsjahren. Auf ihr sind 27 Stifter*innen festgehalten, denen für besondere Schenkungen an die naturwissenschaftliche und/oder die Ethnologische Sammlung des damaligen Museums für Natur- und Völkerkunde gedankt wurde.
 
Wer waren diese Personen? Und in welcher Beziehung standen sie zum Museum? Seit 2015 bietet eine umfassende Medienstation an der Stiftertafel Hintergrundinformationen zu den gelisteten Schenker*innen, ihren Biografien, ihren Verbindungen zum Museum und zu den Schenkungen. Besuchende können sich über diese Personen informieren und mehr über die Verflechtungen der Sammlungen mit der deutschen Kolonialgeschichte erfahren.
 
Die Inhalte der Medienstation sind in einem Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit Studierenden der Ethnologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sowie mit dem Historiker Markus Himmelsbach erarbeitet worden.